So der Himmelblaue letzten Montag Abend. Ein erster Augenblick der Ruhe, er sitzt auf einem Bett im Krankenhaus, ich habe ihm die blutverschmierte Kleidung ausgezogen und gegen saubere getauscht, er hat die gegipste Hand im Schoß liegen und versucht, über seine unmäßig geschwollene und gebrochene Nase ins Land zu schauen, wenn er die Augen etwas nach unten dreht, kann er seine Lippen sehen, so dick sind sie; aus der Nase und der Wunde auf der Nase läuft unaufhörlich Blut, die Schürfwunden im Gesicht und an den Händen sind zur Ruhe gekommen, überall geronnenes Blut, unmöglich zu entfernen, alles ist Blut und Schwellung und Schmerz.
Der Vorderreifen seines BMX-Rades hatte sich gelöst, der Himmelblaue war auf dem Heimweg, eine Frau fand ihn ins Rad verknäult und schreiend, er kann sich nicht mehr erinnern. Ist auch besser so. Die Rosafarbene, die beste Lebensgefährtin von allen und ich haben später die Unfallstelle gesucht und gefunden, nach Tagen noch ein riesen Blutfleck, mitten auf der Fahrbahn. Ein seltsames Gefühl, unwirklich, schockierend eben.
Die Damen im Krankenhaus überschlagen sich vor Pflegetrieb, sie gurren und seufzen, sie umschwirren den Himmelblauen, den Allzuzarten, Schmalen, streichen ihm immer wieder über die weißblonden Haare, während seine himmelblauen Augen alles mit der angemessenen Würde verfolgen, eine Putzfrau küsst ihn auf die Stirn und murmelt Trostworte für ihn und mich, sie schüttelt den Kopf und redet mit sich selber, während sie den Boden des Zimmers wischt.
So richtig verstehen kann das keiner.
Manchmal ist das Leben ein Arschloch.
1 Kommentar:
..in Gedanken drücke den zarten, zerschundenen Himmelblauen - ganz vorsichtig.
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