Mittwoch, 5. März 2008

Romananfänge, die der Welt noch fehlen II

Als ich die Welt betrat, als ich mühelos in sie hineinglitt durch die bemerkenswerten Schenkel meiner Mutter, umgeben vom Licht einer strahlenden Maisonne und den Damen des Chors, hob mich meine Mutter, eine Künstlerin durch und durch, die bis vor einer halben Stunde noch die Eurydice gewesen war, an ihre vollendete Brust, empfing mich mit ihren Kornblumenaugen, küßte leise und innig meine Stirn und zitierte nicht die unglückliche Schattenfrau, deren Gewand sie noch trug, sondern ihre eigentliche Paraderolle, die Marschallin, hielt mich wärmend umfangen und sagte "Du bist mein Schatz", und mein Schicksal solcherart auf die schönste Weise besiegelnd, zentrierte sie alles in diesem einen Augenblick, die seelenvolle Tiefe Glucks und die Weisheit Hofmannsthals, sie machte mich zum Orpheus und Rosenkavalier, empfahl mein Leben den Frauen, die mich so zahlreich und betörend umstanden, auf dass ich sie beglücke, ein Weg, den ich mit Leidenschaft und Hingabe zu gehen gewillt war, ich nahm mein Schicksal an, schloss die Augen und sank in süßen Schlaf, begleitet vom Atem der Seele, dem Gesang der Frauen.

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