Sonntag, 10. September 2017

Es begab sich aber

vor ein paar längeren Tagen, dass Simson, auf dem Wohnzimmersofa liegend, ebendort kleine, schwarze, lustig springende Pünktchen entdeckte. Welche sich als Flöhe herausstellten, welche offenbar eingeschleppt worden waren vom Kater, der ein Draußenkater ist und nur ab und an hereinkommt, etwas fressen und etwas schmusen.
Was die vielen Krusten im Nacken und am Hals der Katze erklärte, welche eine reine Drinnenkatze ist und inzwischen ziemlich angepisst war.
Sie lag nur noch auf dem Boden oder auf den Schreibtischen. In. Der. Ganzen. Wohnung.
Es begann eine Zeit, die ich gerne schnell vergessen möchte.
Wenn ich zuhause war, war ich nicht wirklich zuhause. Ich war in einer Wohnung, in der ich mich nirgends mehr hinsetzen wollte. Ich putzte, saugte, räumte auf, räumte weg, schmiss weg. Der Tierarzt gab uns ein Spray für die Polster, auf Silikonbasis, total gesund, Du, sogar für Schwangere geeignet.
Das habe ich schnell ausgetauscht gegen gutes, deutsches Gift. Darauf verstehen sie sich ja, die Menschen von der Chemie, alles, was recht ist. Ich habe die Butze hier in eine no-go-area für alles, was kreucht und fleucht verwandelt. Fogger aufgestellt, die auch die letzte Spinne von der Decke geholt haben. Irgendwann, als ich mal wieder auf allen Vieren über die Böden rutschte (Gott sei dank haben wir nicht einen einzigen Teppich in der Wohnung) und mit grimmiger Genugtuung sterbende und tote Flöhe zählte, schoss mir durch den Kopf, was wäre, wenn die Buddhisten Recht hätten, und ich mir hier gerade mein Karma auf die nächsten sieben Ewigkeiten versaue. Dann fielen mir die unübersehbaren Flohbisse an meinen Knöcheln ein und ich dachte: "Sei's drum."
Es war die Hölle, der einzige Vorteil ist, dass ich ein paar Kilo abgenommen habe.
Langsam bekomme ich die Sache in den Griff.
Dazu kommt, dass ich den Schlamassel nicht unbedingt jedem auf die Nase gebunden habe, weil ich noch bürgerliche Artefakte in mir hege, die das alles etwas peinlich finden.
Bis heute.
Da besuche ich nach der Arbeit liebe Freunde, ich hatte ein paar Streicheleinheiten nötig. Als ich gehe, begleiten mich meine beiden Kumpels noch ein kleines Stück, einer marschiert vor mir, der andere hinter mir, sie intonieren zackige Wachgesänge.
Als wir voneinander scheiden, winkt der Ältere noch einmal und brüllt mir freundlich-solidarisch hinterher:
"Ich hoffe, Du wirst die Flöhe alle los!"
So. Jetzt isses raus.
Hat ja auch was Befreiendes, irgendwie.
Geoutete Flohzirkusdirektorin.
Kann auch nicht jede von sich behaupten.

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