Samstag, 20. Juli 2024

Sechster Tag

19.07.2024

Klagenfurt - Viktring - Kappel an der Drau

What a day. Er begann gut, wurde ständig besser, und endete in Kalamitäten mit dem Ausmaß einer Klingonischen Oper. But first things first. 

Wir fahren nach Klagenfurt. Überall hier weht Italien durch die Küche und durchs Gemüt. Es ist wundervoll. Wir fotografieren und wir shoppen. Der obligatorische Cappuccino plus Schoko-Croissant, dazu die Süddeutsche. 






Auf dem Rückweg an unseren Camping-See machen wir Halt in Viktring, weil da was in meiner Erinnerung hängen geblieben war, ein kleines Kaff mit einem riesigen ehemaligen Stift, in dem sich jetzt eine musisch angehauchte Schule befindet. Und ich erlebe das Selbe wie vor fast 40 Jahren, und das finde ich schon krass. Ein großes Gebäude in mittäglicher Ruhe, schwere Sommerhitze, blauer Himmel und weiße Fassade, und aus geöffneten Fenstern dringt Musik, hier eine Querflöte, da ein Bariton, irgendwo ein Klavier. Als wäre ich nie weggewesen. Krass. Wir gehen noch in die kühle Stiftskirche, in der ein Organist spielt, der einzige Mensch außer uns, wir stören uns gegenseitig nicht und machen unser Ding.








Wir kehren zurück an unseren Camping-See und machen das, was in Kärnten doppelt fun ist: Schwimmen und dösen. Mal in der Sonne, mal im Schatten. Wie so vieles ist auch das Klima hier leicht mediterran. Urlaub at its finest. Am Abend ist noch ein kleines Hüngerchen vorhanden, also ab ins Auto und nach Kappel an der Drau, sehr winzig und unspektakulär, aber hier befindet sich der Ogris-Wirt, wo ich, ebenfalls vor einem halben Leben, mit Eltern und Bruder in einem Biergarten unter einer alten Kastanie Frittatensuppe und Schnitzel aß. Und was soll ich sagen? Alles noch da! Warme Küche nur noch am Wochenende, aber wir bekommen ein Butterbrot imperialen Ausmaßes, danach Pflaumenkuchen mit Schlagsahne und Vanilleeis. Auch die Lässige ist jetzt endgültig Kärnten-Groupie, wir kehren zurück zum Zeltplatz, satt und müde und auf dem Höhepunkt des Lebensglücks.



Wir hatten uns also mental eine gewisse Fallhöhe erarbeitet, und das Schicksal ließ sich nicht lumpen. Als wir das Zelt betreten, beginnt es zu regnen, auf der Hinfahrt hatten wir schon in der Ferne dunkle Wolken und Blitze erspäht. Gewitter in den Bergen. Wir räumen also schnell Tisch und Stühle rein, die Lässige stellt eine Lampe auf den Boden unserer Schlafkammer, ich beginne gerade, umgeben von gedämpftem Licht und heimeligem Regengeprassel, diesen Beitrag zu schreiben, eingefangen in eine Wolke der Behaglichkeit und Geborgenheit, als die Lässige und mich zeitgleich Dinge treffen, die absolut nicht hier her gehören, nämlich Tropfen. Long story short. Wir verbringen die Nacht auf einem improvisierten und ungemütlichen Lager im Wohnbereich des Zelts, teilen uns eine Matratze und ein Kopfkissen (die beiden anderen waren schon nass), um uns herum hektisch weggeräumte Dinge und zwei Plastikschüsseln, die den Regen auffangen. Offensichtlich ist das Zelt nicht wasserdicht. Da fallen für mich die infernalischen Blitze und dito Donner kaum noch ins Gewicht. Irgendwann schlafen wir trotzdem ein, es hilft ja alles nichts. Gute Nacht.


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