
nicht des Jahres 2007, sondern aller Zeiten, ist definitiv und eindeutig und zweifelsohne:
"Der große Walzer", "The great Waltz", USA 1972. Regie Andrew L. Stone, mit Hotte Buchholz und Mary Costa.
Das beste an der Weihnachtszeit sind die Filme, und so habe ich auch dieses Jahr wieder alles mitgenommen, was die Glotze hergab.
Sternstunden: "Fanny und Alexander" und die "Airport"-Trilogie. Ganz großes Kino.
Dann "Armageddon", der kleine verschämte Quickie im Vorübergehen. Konsumieren, vergessen, bis zum nächsten mal.
"Ladykillers" gabs und die vier Marples. Soweit alles schön im Lack.
Bis auf diesen "Großen Walzer", Lebensgeschichte des Johann Strauss Sohn. Dargestellt von Hotte Buchholz. Mannometer. Da tanzen die ganze Zeit Leute durch Wien, und singen dabei und haben furchtbar entschlossen gute Laune, die Frauen alle mit diesen dicken 70er-Jahren rotblonden Perücken und tonnenweise Mascara, die Typen alle mit Schnauz, verwandeln die Wiener Innenstadt und das Umland in eine endlose Showtreppe, von der das Zombie-Ballett herabschreitet.
Man bekommt das beklemmende Gefühl, dass die Macher und Konsumenten des Films allen Ernstes glaubten, dass die Menschen im Wien des 19. Jahrhunderts sich ausschließlich singend und (Formations)-tanzend durch die Gegend bewegten.
Traurigster Höhepunkt: Abtrashen im Biergarten.
Strauss ist da mit seiner Geliebten, die ist Opernsängerin, und auf einmal wieder eine dieser herrlich spontanen, natürlichen Szenen: Strauss hat wie aus dem Nichts eine Geige in der Hand, seine Olle sitzt auf einmal an einem Klavier, mitten auf der Wiese, nee, is klar. Das Lied, das die beiden performen, ist so bescheuert, und dann kommen die Biergartengäste (das Showtreppenballett) und tanzen, und das Lied hat einen schelmischen Inhalt, und deshalb zwinkern sich der Walzermensch und seine Nachtigall immer an und grimassieren, und das ganze wird immer extatischer, die Tänzer auch, und dann spielt er auf der Geige das Hauptthema vom Lied, sie auf dem Klavier, und dazu singt sie Koloraturen über die Melodielinie, und die Tänzer zerreissen sich schier vor Euphorie, und das ist der Punkt, wo man glaubt, in einen Fiebertraum von Liberaces Uropa geraten zu sein. Gefangen in einer Vision von "Extasys" grobschlächtigen Vetter "Mordsgaudy".
Irgendwie hatten da Homosexuelle ihre Hand mit im Spiel. Die vielen Schnäuzer und Männerwaden und Fummel. Ich weiß nicht.
Der einzige Mensch, der eine solche Orgie ertragen hätte, wäre meine Tante Hildchen gewesen, die goutierte sowas. Aber auch nur sie.
4 Kommentare:
Was für ein herrlich geschriebener Zeriss! Auch, wenn ich den Film nicht kenne...alleine aus diesen Gründen würde ich ihn mir jetzt reinziehen. ;)
Der Film ist gefährlich; hochgefährlich. Für mich jedenfalls. Denn es ist so, dass Schund, wenn er gut ist, mich magisch anzieht. Ich habe den Film schon 1,5 mal komplett geguckt, nur, weil ich es nicht fassen kann. Suchtpotential. Naja. Wenn Du ein Freund unfreiwilliger Komik bist, wirst Du auf jeden Fall voll auf Deine Kosten kommen!
Klingt goil!
Ist das einer dieser Filme, wo ich alleine Depris bekomme, aber mit Dir zusammen bis zum Leistenbruch abgackern kann?
Yep!
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