Ich fahre eben mit dem Auto auf den Parkplatz der Videothek. Ich will mir einen Film leihen.
Der Parkplatz ist nur für Kunden der Videothek, kostenlos, und liegt in einem Innenhof, da fährt man sone Durchfahrt durch. Innenstadt + kostenlos + Weihnachtsmarkt, man ahnt es schon. Proppenvoll. Die Videothek übrigens gähnend leer. Der Parkplatz ist so voll, dass nichts mehr geht, auch nicht Wenden. Lauter abgestellte Wagen, weit und breit kein Mensch.
Direkt hinter mir kommt ein Kleinwagen mit jungen Männern mit Migrantenhintergrund angerollt, dahinter noch ein Wagen.
Ich muss stehen bleiben, weil nach vorne nichts mehr geht. Die hinter mir auch in die Eisen.
Ich nehme es gelassen und stelle den Motor ab und betrachte. Ob die sich wohl alle kennen, die sich da gegenseitig blockieren. Oder ob das ne dufte Massenschlägerei gibt am frühen Abend. Wann ich wohl zu hause sein werde. Solche Dinge.
Dann, endlich, das Unvermeidliche. Der aus dem hintersten Wagen, der in der Toreinfahrt zum stehen kam und uns allen den Rückweg versperrt, steigt aus.
Ich sehe im Rückspiegel Kinn, Bauch, weiße Haare und eine Helmut-Schmidt-Mütze auf mich zukommen. Mütze guckt sich den Schlamassel an, klopft an meine Scheibe, ich mach die Tür auf.
Mütze: "Blockiert" (kleine Pause für den Effekt) "haben SIE."
Ich guck einmal über den Parkplatz, guck Mütze an, und sage "Hä?"
Mütze: "Sie hätten nur vorfahren müssen und wenden, dann wären wir hier alle weg."
Wären wir nicht, ich stünde nur Angesicht zu Angesicht mit den Vollidioten, die hinter mir die Ausfahrt versperren, aber ich spüre instinktiv: Mütze hat Logik nicht auf der Tageskarte. Mütze hat schlechte Laune, weil er keinen Parkplatz bekommen hat, und weil Mütze fürchtet, von dem Istanbul-Express hinter mir bei Gemoser eventuell eins auf dieselbe zu bekommen, hat er sich eben die Frau rausgepickt, um Dampf abzulassen. Weil Frauen ja eh nicht fahren können. Womit er vollkommen recht hat, Frauen können weder Einparken noch Ausparken noch Wenden. Die bewegen ihren Wagen immer so, als könne ihm ein Nagel abbrechen, dem Süßen, oder die Inneneinrichtung Schaden nehmen.
Aber ich bin nicht Frauen.
Ich bin die Einparksau. Ich schätze Abstände auf den Millimeter richtig. Meine fürs Einparken zuständige Hirnregion quietscht vor Sauberkeit, die werde ich nach meinem Ableben der Wissenschaft spenden, so siehts aus.
Und auf diesem Parkplatz war nichts zu wollen.
Da hätte selbst der uneheliche Sohn von Schumi und David Copperfield gestreikt. Ich also extragiftig bis gewaltbereit geguckt und gesagt: "Hier wenden? Wie denn?" Mütze hat sein Pulver aber schon verschossen und verzieht sich grummelnd, wir dann im Entenmarsch die Pöchen rückwärts vom Parkplatz gefriemelt.
45 Sekunden später seh ich auf meinem Heimweg Mütze an der Straße an einem Parkscheinautomaten stehen, in einiger Entfernung, ich aber trotzdem auf die Bremse gelatscht, Scheibe runtergekurbelt und gebrüllt: "Der Parkplatz war nur für Kunden der Videothek!", der ertappte Mütze macht nur eine "Komm, Mädchen, verzieh Dich"-Handbewegung, woraufhin ich "Präpotenter Sack, eyh"! brülle und Gas gebe.
Aber irgendwie hat mir das keine Erleichterung verschafft.
Ich war an diesem Tag wohl die einzige Einwohnerin unserer Stadt, die in diese Videothek wollte, was nicht ging wegen zehn Millionen Idioten, die zu geizig sind, zwei € fürs Parken zu bezahlen, um mich dann von Jupp Paselacki belehren zu lassen? Der sich jetzt gerade bei seiner Frau über die frechen Frauen von heute ausheult?
Ich will meine Insel. Nur für mich und alle, die mir lieb und theuer sind. Yeah.
1 Kommentar:
Nice ;-D
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