Montag, 15. Oktober 2012

Grübel...


Anfangs muss ich mal zitieren aus einem meiner drei absoluten Lieblingsbücher, William Goldmans "Brautprinzessin". Also:
"[...] Er trat noch einen Schritt zurück. 'Es ist spät. Ich muss fort. Es ist scheußlich, aber ich muss. Das Schiff geht bald ab, und London ist weit.'
'Ich verstehe.'
Er streckte die rechte Hand aus.
Butterblume fiel das Atmen schwer.
'Adieu.'
Es gelang ihr, die rechte Hand bis zu seiner zu heben.
Händedruck.
'Adieu', sagte er noch einmal.
Sie nickte leicht.
Er trat einen dritten Schritt zurück, ohne sich umzudrehen.
Sie beobachtete ihn.
Er drehte sich um.
Da brachen die Worte aus ihr heraus: 'Ohne einen Kuss?'

Sie fielen sich in die Arme.
Fünf große Küsse hat es gegeben seit 1642 v. Chr., als sich Saul und Delilah Korns zufällige Entdeckung über die westliche Welt auszubreiten begann. (Vorher hakten die Pärchen die Daumen ineinander.) Und die genaue Einstufung dieser Küsse ist eine riesig schwierige Angelegenheit, bei der oft große Kontroversen entstehen, denn wenn auch über die Formel Leidenschaft mal Keuschheit mal Intensität mal Dauer alle einig sind, so hat doch jeder eine etwas andere Meinung darüber, wieviel Gewicht jedes dieser Elemente erhalten sollte. Aber egal nach welchem System, bei fünf Küssen herrscht allgemeine Übereinstimmung, dass sie vollwertig waren.
Und dieser eine nun übertraf sie alle. [...]"


Ein großes Buch. Voll von den schlechtesten und besten Menschen, großen Kämpfen, Abenteuern, Liebe und Ungeheuern.

Und diese Idee mit den fünf großen Küssen hat mich nie mehr losgelassen. Denn eigentlich ist das ja gar keine Erfindung, es ist Tatsache, dass es gewisse Dinge gegeben hat.

Und jetzt muss ich mich immer Dinge fragen.

Ich frage mich beispielsweise, was war wohl der lauteste Schrei, den jemals ein Mensch ausgestossen hat? Und warum hat er ihn ausgestoßen? War es ein steinzeitlicher Jäger, der seine Angst vor einem Riesenmammut rausbrüllen musste, bevor er sich auf es stürzte? Eine Frau im Mittelalter, die gerade an einer Steißgeburt herumwerkelte? Eine Dreizehnjährige auf einem Beatles-Konzert?

Die Pubertierende in mir fragt sich seit geraumer Zeit, was wohl die größte jemals dagewesene (natürliche) Oberweite bei einer Frau war?

Das sind nur einige der hoch wissenschaftlichen Fragen, die ich mir stelle. Das besonders Quälende an der Sache ist, dass es objektiv messbare Sachen sind, dass ich also mit der passenden Erfindung (eine Art Weltgeschichtsaufzeichner mit integrierter Zeitmaschine) beantwortet bekommen könnte. Das macht mich ganz hibbelig.

Und die nicht messbaren, aber dennoch unbestreitbaren Dinge fuchsen mich genau so. Ich will verdammtnochmal wissen, was der tiefste Kummer ist, den jemals ein Mensch erlebt hat. Und warum. Ich wette jedenfalls aus Liebe. Nicht nur Knutsch-Liebe, alle Liebe.
Was das größte Glück? (Aus Liebe jedenfalls, bestimmt. Nicht nur Knutsch-Liebe.)
Der mächtigste, unwiderstehlichste Impuls, zu lachen? Zu weinen? Warum?
Und ich will das nicht nur wissen, ich will das sehen.
Hat zufällig jemand so eine Maschine rumstehen und leiht sie mir mal?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Da stellt sich doch die Frage, ob alles zu wissen nicht der Beginn eines gar traurigen Lebens ist. Und versuchen wir es nicht schon? Google es doch mal; vielleicht findest Du dann die Antworten! A propos, und wo bleibt meine Antwort?
Christian

Charlotte hat gesagt…

Faustisch, faustisch...
Die Antwort wächst und gedeiht, gut Ding will Weile haben!