Samstag, 24. November 2012

Kreisch!!!

Eben befand ich mich in der Räumlichkeit einer Wohnung, über die eine Dame nicht spricht. War also kurzfristig temporär gebunden, örtlich.
Hör ich, dass Simson die Barfüßige Gräfin (beide befanden sich im Wohnzimmer auf der Couch) darüber informiert, dass eine Spinne dabei sei, unter ihre Wolldecke zu krabbeln. Hören konnte ich das, weil die Lautstärke der Informationsübermittlung beachtlich war.
Dann konnte ich Geschepper hören. (Später zeigten die beiden mir, dass sie die Dinge, die sie zu dem Zeitpunkt in Händen hielten, von sich warfen, die Barfüßige Gräfin seitlich von Körper weg, Simson über ihren Kopf.)
Dann Fußgetrappel und Schreien. Schreien aus der Diele.
Fußgetrappel.
Schreien aus Simsons Zimmer und dem Zimmer der Barfüßigen Gräfin.
Fußgetrappel.
Schreien aus der Diele und dem Zimmer des Himmelblauen.
Fußgetrappel.
Schreien aus dem Zimmer Simsons.
So ging das noch eine Weile.
Ich blieb sitzen und genoss die Soundkulisse.
Unübertrefflich.
Wie in einem Horrorschocker aus den 80ern. Nur echter.
Irgendwann brüllte ich: "Wo ist die denn jetzt?!"
Kreischen.
"Keine Ahnung! Ich geh da nicht rein!" "Ich mach meine Zimmertür zu!"
Ich: "Wenn ich nicht weiß, wo die ist, kann ich die nicht wegmachen!!!"
Ich begebe mich gemessenen Tempos in die Diele.
Die beiden stehen salzsäulig vor dem Wohnzimmer und starren Richtung Couch.
Ich marschiere durchs Wohnzimmer, öffne die Balkontür und hole unseren Spidergrabber.
Simson kreischt: "Da ist sie, oh mein Gott, da ist sie!" Die Barfüßige Gräfin hat die Hände vor den Mund geschlagen, das pure Entsetzen. Drama, das nicht mehr zu steigern ist.
Auf der Couch sitzt ein Spinnchen. Alle Achte ausgestreckt erreicht es nicht den Durchmesser einer handelsüblichen Espressotasse.
Ich grabbe sie mit dem Grabber und befördere sie über die Balkonbrüstung.
Bekomme von der Barfüßgen Gräfin den Auftrag, die Balkontür nur noch im absoluten Notfall zu öffnen. Das Ding müsse jetzt zubleiben.
Ich sag ihr, dass das früher bei mir auch so war mit den Spinnen, da gingen keine Glücksspinnchen. Ich sag ihr, dass das weggeht, wenn man Verantwortung für andere übernimmt.
Sie sieht mich an, als spräche ich Mandarin.
Taumelt hinweg, das Trauma zu verarbeiten.
Jetzt ist wieder Ruhe eingekehrt.
Bis zum nächsten Überfall.
Und ich hoffe, dass es wieder ein Leichtgewicht wird.
Denn ganz so cool finde ich Spinnen auch nicht.
Verantwortung hin oder her.

2 Kommentare:

Heike S. hat gesagt…

Herrlich - aber auch ohne Verantwortung, ganz so schlimm sind sie ja nicht, 'aussetzen' und schnell vergessen, dann kann man auch ganz gut damit leben. Sind ja auch nur kleine Geschöpfe Gottes die sicher viel mehr Angst vor uns Riesen haben. - Denk ich mir zumindest immer, das hilft ;-)

Charlotte hat gesagt…

Ein vernunftbegabter Mensch wie Du sieht es exakt so: "Spinnen haben sicherlich mehr Angst vor uns, als wir vor ihnen."
Ich denke: "Gosh, dieses ca. 0,5 g schwere Tier wird mich jetzt in seine tausend Arme nehmen und wegtragen in seine finstere Höhle."
Aber, wie gesagt: Wenn diejenigen um Dich rum so viel mehr Angst haben, dann geht es auf einmal!