"Bananenquark?"

Ich komme heim, nach einem langen Tag, und die Küche strahlt. Als ob Tine Wittler reingeschaut hätte. Himmlische Ordnung. An der Spüle steht der Himmelblaue und begrüßt mich freundlich. Die Spülmaschine brummt und gluckert. Offensichtlich wurde auch der Müll hinausgebracht.

Ich bin sprachlos.

In das staunende Schweigen eine Stimme aus dem Wohnzimmer, die Barfüßige Gräfin: "Das war alles der Himmelblaue!" Der Himmelblaue deutet jetzt auf den Herd, wo ein polierter Topf glänzt. "Nudeln, möchtest Du welche?"

Ich ziehe mich mit einer Portion Nudeln auf das Wohnzimmersofa zurück, zur Gräfin und Simson. Die Glotze dudelt, ich nudle schweigend. Später kommt der Himmelblaue rein, in der Hand eine kleine Schüssel. 

"Bananenquark?"

Ich schüttle den Kopf. Er zieht sich zurück, eigentlich fehlt nur noch ein kleiner Bückling dabei.

Ich bringe meinen Nudelteller in die Küche. Der Himmelblaue reißt ihn mir aus der Hand, um ihn zu spülen. "Ich mach das schnell weg, die Spülmaschine läuft ja noch. Jetzt merke ich erst mal, wie viel Arbeit Du hier immer hast. In der Küche wird man ja nie fertig!" Kopfschüttelnd beginnt er, das Porzellan zu scheuern.

Ich taumle zurück aufs Wohnzimmersofa. Ich fühle mich mies ob eines Gedankens, der mich beschleicht, aber er muss raus:

"Der muss ja mindestens ne Sieben geschrieben haben", sage ich zu meinen beiden Mitstaunerinnen.

"Ne, der wurde beim Rauchen erwischt, wette ich", sagt die Barfüßige Gräfin. Aber ich weiß, dass der Himmelblaue nicht raucht.

"Alkohol?", schlägt Simson vor.

Wäre auch ungewöhnlich, das.

Ich grüble weiter.

Später rufe ich E-Mails ab.

Eine neue ist da, vom Klassenlehrer des Himmelblauen. "Liebe Eltern...", also erst mal Erleichterung, wenn es alle betrifft? Er habe eine Bio-Arbeit zurückgegeben, schreibt der Klassenlehrer. Die Schüler hätten das volle Notenspektrum ausgeschöpft. Er würde sich freuen, die Arbeiten am nächsten Tage unterschrieben zu sehen.

Die gute Nachricht: Er hat keine Sieben, der Himmelblaue. Eine Fünf allerdings auch nicht.

Eine weitere gute Nachricht: Seine Ideen dazu, wo genau die Photosynthese stattfände (denn das wurde auch erfragt), zeugen von großer dichterischer Begabung. Ich finde die Punktevergabe bei dieser Aufgabe übrigens extrem engstirnig.

Dritte gute Nachricht: Es scheint sich etwas bewegt zu haben im Himmelblauen. Und sollte er demnächst bei jeder miesen Note solche Aktivitäten entfalten, dann wird mir hier viel abgenommen.

Wo Schatten, da auch Licht.