Sonntag, 25. Mai 2014

Spieglein, Spieglein an der Wand

Heute war ich in der Küche tätig, und da mir das streckenweise fad ist, bin ich dazu übergegangen, mich bei der Hausarbeit via kabelloser Kopfhörer mit Musik, Hörbüchern und Hörspielen zu versorgen. Den Tipp habe ich von einer Freundin bekommen, und er ist Gold wert. Heute höre ich Musik. Die Barfüßige Gräfin ist da, Simson und der Himmelblaue, und ich spüle und räume und bereite unser Abendessen und freue mich, dass wir alle mal wieder beisammen sind.
Später, beim Essen auf dem Balkon, sehe ich, dass ich eine Whatsapp-Nachricht von Simson auf dem Handy habe. Eine Sound-Datei. Simson, die vor mir sitzt. Frag ich: "Was ist das denn?" Antworten Simson und die Barfüßige unisono: "Hör es Dir an."
Ich spiele also die Sounddatei ab und bin verwirrt. Misstöne erreichen mich. Kniet da jemand auf der Katze? Leidet ein Mensch? Welch seltsamer Schabernack ist dies? Dann dämmert es. Dunkel und furchtbar. Die haben mich aufgenommen, diese Schurken. Beim Singen. Beim Singen mit Kopfhörern auf den Ohren. Jenem Singen, das irgendwie immer voll super klingt, so für einen selber. Sie präsentieren mir einen kurzen Mitschnitt meines Begleitgesangs zu obigem Lied.
Hintergrund dieser Schandtat war jener, dass die Barfüßige, welche zu Besuch und mit Simson und dem Himmelblauen auf dem Wohnzimmersofa alte Zeiten aufleben ließ, indem man einen Drei-Fragezeichen-Film schaute, dass die Barfüßige jedenfalls, als ich beim Spülen anhob zu machtvollem Gesang, einigermaßen verstört Simson fragte, was dies darstelle? Simson klärte sie über meine neue Leidenschaft der Audioablenkung auf. Und es fiel dann offenbar kinderseitig der Entschluss, mir den tönenden Spiegel zu präsentieren.
"Bei den emotionalen Stellen ist es besonders schwierig.", informiert mich sachlich die Barfüßige.
Ich habe verstanden.
Mir fällt das offene Küchenfenster neben der Spüle ein und ich beschließe, demnächst bei geschlossenem Fenster zu singen. Ob ich die Kinder schonen werde, weiß ich noch nicht.
Die sollten mal lieber dankbar sein, dass ich nicht ein Best Of von Elisabeth Schwarzkopf auf den Ohren hatte, Vier Letzte Lieder zum Beispiel, das wäre für sie ein Grund zum Staunen gewesen, möchte ich meinen. Und mein Part der Raelettes bei "Hit The Road, Jack" ist bis heute unerreicht.

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