Dienstag, 2. August 2016

"Riecht nicht stark, aber interessant",

sagt der Himmelblaue und hält mir die Reinigungsbürste seiner Shisha unter die Nase.

Connaisseur, der er ist. Connaisseur und Tollkühner. Seine Shisha geht mir gehörig auf den Zeiger, alles an ihr. Der Tabakrauch, der stinkt, als sei gerade eine Früchtetee-Fabrik in Flammen aufgegangen. Die Larrys, die mit dem Himmelblauen meinen Balkon bevölkern, vollpubertierende Fußschweißakrobaten, die in ihre Handys starren und murmeln und an diesem Ding nuckeln, als gäbs kein Morgen. Die heiligen Reinigungsrituale, die mein Bad und meine Handtücher versauen.

Also klaubt er eben die Reinigungsbürste vom Wannenrand, weil er weiß, dass die stunkträchtig ist, ich räume gerade das Bad auf. Er kann es sich aber nicht verkneifen, mich zur Duftprobe zu laden. Ich bleibe cool. Vor einer Stunde war er erst hereingekommen, eine professionell verbundene Linke wedelnd. "Alles ok, mach Dir keine Sorgen." Ein Schnitt unklarer Herkunft, irgend etwas mit einem Messer. Mit mehreren Stichen wurde genäht. Mit dem Arzt in der Notaufnahme habe er sich erfreut abgeklatscht, so berichtet er, schließlich sind die beiden alte Bekannte. Ein Vorteil volljähriger Kinder: Ich vertrödele meine Zeit nicht mehr in Notaufnahmen. Er hat einen temporären Invalidenbonus, ich verzichte darauf, ihm die Reinigungsbürste verbal wohin zu wünschen.

Jetzt verlässt er gerade die Wohnung, fröhlich, "Ich bin mal eben Gaskartuschen kaufen!"

Naja, die Notaufnahme wird ja noch geöffnet haben...

Zauber der Sommerferien, güldene Zeit...

2 Kommentare:

Der Herr Alipius hat gesagt…

Hach... Jetzt müßte man halt noch wissen WONACH die Reinigungsbürste gerochen hat. "Nicht stark, aber interessant" läßt so schön viel zu...

Charlotte hat gesagt…

Das soll Fruchttabak sein...