Mittwoch, 22. September 2021

Wat, schon so spät?!


Die Barfüßige Gräfin wird die Tage 27 Jahre alt. Ich musste an einen Post denken, den ich im März 2008 schrieb, er trägt den Titel: "Das Leben schreibt mir ne Filmszene".

In dem Text geht es darum, dass ich die Barfüßige Gräfin (damals 13 Jahre alt) und einige ihrer Freundinnen zum Proben ins Theater fahre, am Abend und in der Dunkelheit. Beim Fahren werde ich sentimental, denn mir wird klar, dass die Mädchen, die da hinten rumalbern, langsam erwachsen werden, und nicht mehr lange darauf angewiesen sein werden, dass ich sie mit meinem Auto durch die Dunkelheit fahre.

Heute fährt die Barfüßige Gräfin selber Auto. Das Theater ist ihr geblieben, sie ist dem Theater geblieben.

Sie ist aus unserer Wohnung ausgezogen, wohnt jetzt weit weg. Klar, normal in dem Alter.


Ausgezogen sind auch Simson und der Himmelblaue, nicht so weit weg. Aber auch sie haben jetzt ihr eigenes Leben. Hatten sie vorher natürlich auch. Aber sie verhüllen sich nach und nach und immer mehr. Auf einmal bin ich Gast im Leben meiner Kinder. In der einen Sekunde lupfst Du beim Windelwechseln ihren kleinen Hintern in die Höhe, während sie sich brabbelnd mit beiden Fäusten ein Spielzeug in den Mund stecken, eine Sekunde später schreibst Du sie an, fragst, ob sie Zeit haben, verabredest Du Dich mit ihnen auf ein Bierchen. Irre.

Es ist schön und schrecklich. Schrecklich schön. Ich habe Zeit für mich, viel gute Zeit. Ich trete in die  Lebensphase der Gittisierung ein (vergl. Gitte Hænning, Liedgut, diverses), nur ohne Frisur. Ich gehe nicht zur Frisörin, die mir dann sagt, dass wir mal was Verrücktes machen. So schlimm ist es nicht. Aber ich sehe mein Leben schon mit anderen Augen. Neue, alte Räume. Leer jetzt, sauber, sehr - nicht selten zu - ruhig. Bereit, neu gefüllt zu werden.


Die Barfüßige Gräfin wird die Tage 27 Jahre alt. Es ist etwas traurig, melancholisch schön, das mit den erwachsenen Kindern. Wie es der späte September eben so ist.

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