Erster Tag

14.07.2024

Mülheim - Wolframs-Eschenbach - Brombachsee

Am Kreuz Breitscheid auf die A3 Richtung Köln. Der Beginn fast jeder Urlaubsreise der letzten 25 Jahre. Außer wenn A40 Richtung Venlo. Dann ist Nordsee angesagt. Aber heute A3, Ziel Franken, eine Perlenschnur, es reihen sich immer die selben Bilder, Namen, Assoziationen, Bemerkungen, Eindrücke. Aber langweilig wird es trotzdem nicht. Nach Bonn rechts ein großes Halbrund Wiese, dahinter Waldrand. Das war immer mein Marker: Jetzt fängt der Urlaub an. Jetzt ist Natur. Jetzt hast Du Dich freigeschwommen. Dann Limburg. Da war doch was mit einem Bischof? Kann man den Dom sehen? Außerdem: Runkel an der Lahn. Jedes Mal Kichern. Dann ich so: „Bestimmt die Partnerstadt von Hoppla an der Plautze“. Den Städtenamen hab ich von meinem Vater. Große Heiterkeit. Dann: Spaß beiseite, Frankfurt kommt, das Hilton an der Autobahn, das aussieht wie ein UFO, unten drin eine ICE-Haltestelle, rechts nur Zweckgebäude, wie prosaisch kann man eigentlich planen. Die A3 hinter Frankfurt eine drei- bis vierspurige Kakophonie der Tristesse, oben kreisen die Flieger. Schnell weg. Dann Aschaffenburg. Jetzt wird es interessant. Mit Aschaffenburg beginnt offiziell der Urlaub, das Wegsein, die Verzauberung durch das Fremdgewohnte. Schloss Johannisburg (etwas lame, aber spitzen Kasspätzle), dann rein in den Spessart. Baumkronen, so weit das Auge reicht. Gehäuft hier das Nummernschild MSP. Ich dachte immer, das stünde für Mespelsbrunn, dieses entzückende Schloss, unter anderem Filmkulisse für Lilo Pulver und ihre Räuberbande. Der Irrtum flog auf, als ich meinen lieben Onkel Klaus an seinen Sehnsuchtsort an der Mainschleife bei Sommerach kutschierte. MSP bedeutet „Main-Spessart-Kreis“, klärte er mich auf, und er amüsierte sich köstlich. Ein Halt dann - tief in Franken - in Wolframs-Eschenbach, wir essen Schweinebraten und Bratwürste, dazu Sauerkraut, ein Tribut an Hotzenplotz, den größten aller Räuber. Hier im Ort wurde in den 70ern der Film gedreht mit Gerd Fröbe und Josef Meinrad. Episch. Außerdem wurde hier - Spoileralarm - Wolfram von Eschenbach geboren. Das Örtchen überzeugt uns, Braten, Würste, Sauerkraut, Gebäude. Daumen hoch und fünf Sterne, dann aber ab zum Campingplatz. Hier geht krass die Post ab, ein Badesee am Sonntag bei feinstem Wetter, dazu Endspiel WM. Aber wir sind groggy, der Schlaf findet uns trotzdem.